300km Brevet in Hamburg mit Schnee…
Ja, richtig gelesen, in Hamburg gab´s Schnee. Also nicht genau in Hamburg, aber beim 300km Brevet von Hamburg aus. Die Strecke ging nicht ans Nordkap, sondern „nur“ in die Lüneburger Heide. Wie es dazu kam? Hier die Details der nicht ganz vernüftigen Ausfahrt…
Der Brevet:
Erst Schnee – und der bleibt liegen
Wir (Simon und ich) stehen am Start, fertig für den nächsten Qualifikations-Brevet für Paris-Brest-Paris in Hamburg. Nachdem ich auf der letzten Hausrunde mal wieder ordentlich nass geworden bin, hatte ich mir eine Regenhose und eine neue Regenjacke gegönnt. Und weil es kalt bleiben sollte, hab ich meine Ruby mit SPD-Pedalen ausgerüstet und die wasserdichten Defroster angezogen. Ich hatte jedoch nicht vor Regenhose und -jacke anzuziehen, Simon meinte es bleibt trocken. Nadenn…
Ich rolle los, Simon in der zweiten Startgruppe. Es rollt gut, Veddel, Stillhorn, Elbe, bekannte Gefilde bis nach Stelle und von dort aus Richtung Lüneburger Heide. Die Strecke ist leicht wellig ich bin mit 1-2 anderen Radnonneuren unterwegs und plötzlich fliegt mir eine Schneeflocke ins Gesicht. Und dann noch eine… und gleich noch eine… Ein Mitfahrer stellt fest, dass Schnee ja besser als Regen wäre, fällt ja ab… Recht hat er, warm genug ist mir eh und so machen mir die paar Flocken ja nix aus. Es werden mehr Flocken, also so richtige Flocken, ich überlege ab welcher Temperatur der Schnee wohl liegenbleibt und wieviel Kurvenhaftung Ruby dann noch hat… Zumindest auf der Straße bleiben die Flocken nicht liegen.
Regenhose und Regenjacke sind doch schlauer
Der Schnee wird nasser, eher wie Schneeregen und ich ziehe lieber Regenhose, -jacke und Überzieher für die Hände an. So rolle ich wasserdicht verpackt weiter durch den Schnee, die Sicht ist mittel bis schlecht, entweder die Brille beschlägt (der Schlauchschal hängt bis über die Nase, is nämlich kalt im Gesicht der Schnee 😉 ) oder es regnet auf die Brille. Immerhin ist mir weiterhin nicht kalt. Also nicht so richtig.
Die erste Kontrolle ist der Schafstall in Wörme! Dort gibt es heißen Kaffee und leckeren Schokokuchen, ideal um 9:00 zum 2. Frühstück. Simon rollt auf mich auf und wir fahren zusammen weiter.
Immer weiter geht es durch die Lüneburger Heide, nach Südosten Richtung Bad Bevensen. Der Schnee bleibt weiterhin liegen, ich sehe aus wie Toilettentieftaucher mit der Badekappe auf dem Helm, aber mir ist warm. Die Klamotte bewährt sich.
In Bad Bevensen ist die zweite Kontrolle. Der Schnee liegt nur noch vereinzelt am Rand und die Straße ist auch eher schon mal trocken. Und auch die Sonne scheint mal, so geht es doch ganz gut. Bis Simon meint er hätte n schleichenden Platten und müsste den wohl wechseln… Ich denke: Ochnee, das dauert (nicht, weil Simon lange braucht, sondern weil ich keine Geduld habe) Allerdings hatte ich auch eine Kartusche Pit-Stop eingesteckt. Aufstecken, Schlauchmilch in den Schlauch sprühen, kurz nachpumpen und wir können weiter. Albernheiten welcher Blödsinn uns noch mit der Schlauch-Sprühsahne einfiel erspare ich euch. Das Geheimnis bleibt auf der Strecke. In irgendeinem Bushäuschen zwischen Hanstedt und Bad Bevensen.
Dann Wind
Nun geht es hoch an die Elbe. Nordostwind ist angesagt und dahin fahren wir. Schön. Immer wieder Wind von vorne, immerhin regnet es dann weniger. Nächstes Ziel ist Bleckede und dort wollen wir eine Mittgaspause machen, Halbzeit quasi.
Nix essen? Alles zu?
Erster geplanter Versuch: Pizzeria – erst ab 17:00, zweiter Versuch und Empfehlung der Pizzeria: Brauhaus – Mittagspause ab 14:30 (es war ca. 14:29) dritter Versuch: Altes Zollhaus – Volltreffer! Leckere Wildschweinbratwurst rettet unsere Mägen, wir wärmen unsere nassen Handschuhe auf der warmen Heizung und genießen die leckere Bratwurst! 2. Reihe in Bleckede aber sehr lecker und super nette Menschen, die es prima fanden, was wir machten!
Eine Seefahrt…
Kurz zur nächsten Kontrolle (herrliche Abfahrt in die Elbtalaue!!!) und mit der Fähre bei Neu Darchau rüber.
Dann wird´s anstregend
Der Nordostwind blieb. Und exakt in diese Himmelsrichtung ging die baumlose Strecke in der Ebene. WindWindWindWind. Das kostete weitere Körner. Ich legte mit einem Lion-Riegel nach. Und einem Mars und einem Gel und süßer Saftschorle. Meine Beine verbrannten Zucker in windeseile. Der permanente Wind drückt mir aufs Gemüt. Mich nervt der Wind. Immer laut ins Gesicht, Kraftaufwand kommt nicht auf die Straße, die Geschwindigkeit wird zur Geschindingkeit…
Und dann geht´s links ab
Voller Rückenwind. Sofort ist meine Laune besser, Radfahren ist ja so gut! Der Wind schiebt kräftig, ich strecke mich auf meinem Rad, fühlt sich noch ganz gut an! Und dann gehts auch schon wieder rechts… Immerhin hinter einem Knick, mit weniger Wind. Wir wollen trotzdem eine Pause machen und suchen uns ein nettes Bushäuschen in Kogel. Kurz kein Wind, ne Knackwurst, n Lion oben drauf, garniert mit ein paar Sportnüssen. Brevetfood.
Brevetfood Part I gabs schon in der Lüneburger Heide – gekochtes Ei mit Banane.
Bis nach Mölln…
…ist der Wind echt eine Aufgabe! Zumindest verschonen uns die dunklen Wolken mit Regen. Nur kalt und windig. Zum Glück hölt die Bdekappe meinen Kopf warm. Hinter Mölln kennen wir schon wieder einige Strecken. Es geht Richtung Lütjensee und dann über Stemwarde gen Hamburg.
In Havighorst verfransen wir uns kurz, die ganzen Kilometer hinterlassen eben doch Spuren…
Das letzte Stück nervt mich ja bekanntlich immer und so schimpfe ich ein wenig herum, dass wir nochmal am Deich lang müssen, nochmal Kaltehofe und dann rollen wir endlich in Rothenburgsort ein.
Voila. 304km sind fertig.
Und ich auch. Ich muss ins Bett und falle in einen komatösen Schlaf. Puh. Was für ein Abenteuer. Und der Brevet war eine echte Prüfung.
2 von 4 Qualifikationen und 1/3 der Qualifikationskilometer sind absolviert. Meine Ausrüstung passt, Ruby braucht noch eine dauerhafte Beleuchtung und ein paar Taschen aus denen ich während der Fahrt essen kann. Die sind bereits im Anflug!