DIY Gravelbrevet – 200km im März

Gravelbrevet 200km DIY
Gravelbrevet im DIY Modus - Waldbaden

Bekanntlich mangelt es mir und Anke nicht an Ideen mit Potenzial für Eskalation. Den Auftakt der diesjährigen Potenzialideen bildet diese hier: Lass mal 200km Fahren, mit Gravel im März! Gravelbrevet! Na klar! Bin ich sofort dabei!
Da die Brevettermine dieses Jahr spärlich gesäht sind, bietet es sich ein einen Brevet im DIY Modus zu machen. Strecke planen, Tag aussuchen und los!

Verpflegung im Corona-Modus

Bekanntlich die größte Herausforderung! Ein Aufenthalt drinnen fällt aus, wegen Auflagen. Daher gibt es Stopps nur an Bäckereien oder Tankstellen und gespeist wird draußen. Draußen nur Wännchen. Es reihen sich eine ganze Menge leckerer Bäcker ein. Den Beginn macht die Bäckerei Dembeck in Kellinghusen. Nach zügigen 50 km kommt diese wie gerufen. Wir hatten passagenweise guten Rückenwind, aber auch bereits guten Gegenwind. Die Laune ist durchschnittlich. Mir schwant, dass die Rückreise interssant wird – oder der Wind wird weniger!

Zunächst Kuchen bei Dembeck

Die Bäckerei Dembeck in Kellinghusen kennen wir schon von unserer Tour nach Gnutz. Dort machten wir einen Abstecher zur Filiale in Aukrug und es war so lecker! So auch in Kellinghusen. Ich habe vergessen, welchen Kuchen ich hatte, aber für den Weg habe ich eine Müslistange eingepackt und die war super! Vor Ort hatten wir einen Kaffee in der Einfahrt zum Hinterhof. Der Wind pfiff kräftig um die Ecken und wir hockten beinahe gemütlich auf dem Kantstein. Kalt war es trotzdem. Die Handschuhe blieben nur warm, wenn sie möglich schnell unter die Jacke gesteckt waren. Bauchgewärmt sozusagen.

Grvelbrevet Verpflegung 200km DIY
Gravelbrevet im DIY-Modus – frostiger Kaffee am Straßenrand

KuchenReset – Streckenamnesie

Weiter ging die Reise, wir machten uns auf das zweite Viertel. Bekanntlich führt ein Stück Kuchen zu einer Art Amnesie. Ich versuche zu vergessen, dass ich bereits 50km gefahren bin und bilde mir ein, dass es nun von neuem los geht! Neue 50 km bis nach Rendsburg stehen also auf dem Plan. Rückenwind wechselt sich mit Gegenwind ab, je nach Streckenrichtung. Die Landschaft wird flacher. Wir kommen zum Nord-Ostsee-Kanal.

Am Flugplatz in Schachtholm sind leider keine Wohnmobile, alle haben Stubenarrest. Wir sind fast die Einzigen auf der kleinen Straße am Kanal. Auf dem Radweg kommen uns ein paar einzelne Radler entgegen. Es zieht sich zu und der Himmel wird einfarbig – ein einheitliches Grau. Je näher wir nach Rendsburg kommen, desto weniger kann ich ignorieren, dass es angefangen hat zu nieseln. Nunja. Immerhin ist es noch wenig, vielleicht vertreibt das den Niesel. Vielleicht auch nicht.

Wind, Wind und Wind und Niesel

Rendsburg erwartet uns mit dem Fußgängertunnel unter dem Kanal entlang. Kurz habe ich das Gefühl von „drinnen“, doch ein kleiner Aufenthalt! Wir rollen in die Innenstadt, der Wochenmarkt packt gerade ein und der ansässige Bäcker hat auch fast alles verkauft. Mist.
Die Dampfbäckerei Drews am Marktplatz scheint beliebt, denn es gibt nur noch wenig Auswahl. Vieles mit Marzipan und das mag ich gar nicht. Erneut vergesse ich, was ich hatte. Ich hatte eine kleine kalte Pause am Wochenmarkt. Der Niesel wird mehr. Es wird ein echter Gravelbrevet – eine Prüfung.

Lange Sitzen macht trotz bauchgewärmter Handschuhe keinen Spaß und wir treten den Rückweg an. Fußgängertunnel Runde 2 und ab nach Süden. Da ist er, der Gegenwind. Garniert mit ein wenig Niesel. Trocknung durch Gegenwind und Niesel hält sich die Waage. Meine Hände sind mittlerweile eher Eisklötze. Trotz Seidenlinern untendrunter, dicken Winterhandschuhen und den Rainshields von Chiba friere ich. Mittlerweile habe ich fast alles angezogen.

Es wird eine echte Prüfung – Gravelbrevet

Über meinen Baselayer habe ich die Thermojacke gezogen und darüber die Windweste. Und weil es nun konstant nieselt, habe ich darüber noch eine dünne Windjacke an. In meiner Lenkertasche habe ich noch eine richtige Regenjacke und ich denke eine lange Regenhose. Aber dafür ist es zu wenig Regen und die Bekleidung ist zu warm dann. So geht es weiter. In Oldenhütten machen wir kurz Stop am Brainweg. Wir beiden Schlaufüchse haben das beste Wetter ausgesucht für 200km Gravelbrevet. Ich ziehe dann doch die Regenjacke an.

Gravelbrevet 200km
Der 200km Gravelbrevet im DIY Modus führte auf Betonplatten

Der Niesel wird noch mehr. Windige Abschnitt wechseln mit Abschnitten im Wald. Da geht es langsamer, aber auch weniger windig voran. Was ich besser finde, weiß ich auch langsam nicht mehr. Mühsame Gedanken schleppen sich dahin. Nochmal kurz Pause, ich habe ja noch den Müsliriegel von Dembeck! Der ist ziemlich gut! Kurz mal das Gesicht aus der Wind, kurz kein Wind auf den Ohren, schon geht es wieder besser weiter. Immer weiter!

Bis nach Kisdorf. Im Grunde regnet es mittlerweile mehr oder weniger. Ich entscheide mich doch für die Regenhose. Die Jacke habe ich schon länger an. Überrascht stelle ich fest, dass ich doch nur die kurze Regenhose eingesteckt hat. Mist. Dann eben die. Immerhin hält die den Popo etwas wärmer. Die Füße werden trotzdem allmählich feucht, weil die Nässe über die Hose in die Schuhe kriecht. Meine Füße sind kalt. Es sind immernoch Kilometer. Ich bin ziemlch leer gefahren. Endlich heimische Gefilde. Wakendorf II. Dann ist es nur noch der Heimweg der Hausrunde. Trotzdem eine kurze Pause.
Ich hab keinen Appetit mehr, weiß aber, dass ich was essen muss, sonst wird es nix mit dem Heimweg.

Ich presse mir ein Gel rein.

So dringend war es. Und es war genau so ecklig wie es sich anhört. BlackCurrant. Welche Frucht soll das sein? Künstlicher Zuckerperlenbusch? Klebrig und süß. Es klebt überall. Wir hocken in einem Carpot am Feldrand, der Wind pfeifft weiter. Ein letzer Abschnitt!

Die Duschlimo rettet meinen Kreislauf

Ich versuche mir zu überlegem, was ich zuhaue esse, wie ich schön dusche und wie gemütlich warm und trocken es da ist. Aber es sind immernoch Kilometer da. Geduldig versuchen wir gegen den Wind zu strampeln. Es bleibt ein mieser Tag für DIY Gravelbrevet. Mit der einbrechenden Dämmerung kommen wir endlich an. Nun aber GANZ schnell nach Hause in die Dusche. Die hätte ich fast mit Klamotten besucht.
Völlig erledigt stehe ich da, eine Duschlimo in der Hand. Vor lauter Radeln, Essen, Radeln ist mit der Appetit vergangen, eine deftige Pause wäre gut gewesen, immer nur Kuchen ist auch nicht gut. Trotzdem ist mein Speicher leer. Ich hoffe der Zucker wirkt.

Die Strecke – 200km Gravel?

Nunja, so schlimm war es nicht. Es waren viele Abschnitte dabei, die asphaltiert waren oder halbwegs befahrbarer Radweg. Wobei auch manche Radwege eher Schotterpisten sind. Durch die circa 30-40 eingeplanten Kilometer offroad ermöglichen oftmals schönere Strecken. Fixierung auf „tarmac only“ zwingt oft auf größere und autoreichere Straßen. Reichlich Abschnitte waren Wirtschaftswege, Betonplatten oder auch mal Schotter– oder Waldwege. In Summe sehr gut, abschnittsweise sehr fordernd!

Welche Bikes, welche Taschen und was kommt wo hin?

Ich war mit meinem Specialized Diverge Gravelbike dabei und das war perfekt. Mit 28mm Reifen eher auf der schmaleren Seite unterwegs, rollte es gut auf glatten Belägen, offroad erfordert der Reifen mit 6bar etwas mehr Technik als auf breiten Schlappen. Der neue Lenker mit etwas Rise & Flare fährt sich super und stabil. Mein Sattel ist von SQlab, da war es egal, dass ich spgar die Sitzcreme vergessen hatte. Die 105er Schaltung schnurrt zuverlässig. Als Satteltasche hatte ich eine kleine von lifeisaride dabei.  Da drin eingepackt war: Multitool, Ersatzschlauch, Schlauchpatches, Reifenheber, Erste-Hilfe-Paket.
In der kleinen Lenkertasche, ebenfalls von lifeisaride, war meine (kurze 😉 ) Regenhose eingepackt, meine Regenjacke, Handschuhüberzieher, Snacks und Kuchen von unterwegs. Zusätzlich hatte ich noch eine kleine Stembag von Revelate Designs dabei. Für ein paar Kleinigkeiten wie Lippencreme, Kontaktlinsen und 1-2 Riegel und tatsächlich ein Gel. In den Taschen der Jacke war lediglich mein Handy, kleines Portmonee, Schlüssel. Und der Kram reichte auch. Ein zweites Paar Handschuhe wäre gut gewesen, dann hätte ich nach 150km nochmal trockene anziehen können, aber nun… Wer will schon den gesamten Kleiderschrank mitnehmen?!

Vorbereitung? Training?

Ja, da gibt´s sicherlich Experten, die seitenweise Vorbereitungspläne, Trainingspläne und so weiter machen. Ich glaube manchmal muss frau es einfach MACHEN. Wie es wird, sieht man dann… Mir fiel erst danach auf, dass ich inklusive der 200km des heutigen Tages auf gut 700 Jahreskilometer kam…
Das Bike sollte jedoch vorbereitet sein, nicht ist ärgerlicher als Defekt.  Also: Kette ölen oder wechseln, Lager fetten, Laufräder checken, Reifen prüfen oder ersetzen. Schrauben kontrollieren … Und schon geht´s los!

Viel Spaß da draußen!

Radreinigung nach 200km Gravelbrevet
Das Gravelbike brauchte eine gute Reinigung nach 200km!

P.S. Dass den nächsten Tag sonnigster Sonnenschein war, ist klar, nä?!

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