Hui, angesichts der dynamischen Corona-Situation auch in Spanien erscheint mir unser Trainingslager an der Costa Blanca vor nichteinmal einer Woche schon sehr weit weg. 4 Frauen machten sich auf den Weg um an der spanischen Costa Blanca 10 Tage gemeinsames Radfahren, Tortilla essen und die blühenden Orangen zu genießen.
Das Motto: Women Costa Blanca Boot Camp WCBBC!
Morgens mit Blick auf das Meer und die aufgehende Sonne aufzuwachen war jeden morgen ein toller Start und wir hatten uns im Vorfeld schöne Etappen herausgesucht, die ich euch im kommenden vorstellen möchte.
Zur Costa Blanca & der Marina Alta:
Wenn ihr mich fragt, die perfekte Region um ins Trainingslager mit dem Rennrad zu fahren! Zwischen Valencia und Alicante liegt nördlich von Alicante die Costa Blanca. Bis ins Hinterland ziehen sich kleinere und größere Hügel und Bergketten, die von malerischen Tälern durchzogen sind. Diese Region wird als Marina Alta bezeichnet. Da es an der Küste aber auch einige flache Abschnitte, insbesondere nödrlich von Denia gibt, lassen sich die Touren gut variieren. Von flach bis bergig mit Anstiegen aus der Vuelta ist alles dabei. Aber lest selbst.
Und die Rennräder?
Haben wir vor Ort ausgeliehen. In Xabia (Xabia´s Bike) gibt es einen sehr guten Radladen, der aktuelle Specialized (welch Zufall 😉 ) im Verleih hat und für uns gleich 3 brandneue Specialized Tarmac in Rocket Red aufgebaut hat. WOW!
Unsere Etappen:
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- Zum Warmfahren: Cafete Oliva – 83km, 670hm
- Der 1. Berg: Wind auf dem Bernia – 89km, 1240hm
- Kaffee und Tortilla: Moraira – 70km, 970hm
- Richtiger Berg: Coll des Rates – 121km, 1671hm
- Ruhetag in der Granadellabucht – 13km, 269hm
- Königsetappe Coll de La Garga – 102km, 1252hm
- Bernia II ohne Wind – 87km, 1173hm
- Sunshine Deluxe – 101km, 902hm
1. Tag: Cafete Oliva – 83km, 670hm
Was entspanntes zum Einrollen! Da wir etwas außerhalb von Xabia wohnen, geht es bei jeder Tour erstmal runter nach Xabia (und zum Ende immernochmal 6 Kilometer eher bergauf) YEAH! Moment. Direkt vor der Haustür geht es mit
19% (!!!!) zur Ringstraße der Urbanisazion hinauf.
Kompletter Kaltstart. Insgesamt keine 300m, aber die sind so richtig fies. Richtig!
Und von dort erstmal bergab und durch den Ort durch. Dann geht es auch schon wieder bergauf. Hinauf am Montgó entlang bis vorne auf das Cap de Sant Antoni. Von dort haben wir einen tollen Ausblick auf Xabia runter. Die ersten Höhenmeter sind gemacht, denn am Montgó entlang geht es schonmal mit 6% – 8% bergauf, die Beine melden sich, gehen aber gut. Und dann geht es auch schon wieder bergab nach Denia und von dort flach wie am Deich an der Küste entlang.
Bis wir in einer Sackgasse am Rio del Molinell ankommen und von dort über eine kleine Brücke durch den Sand bis in die Cafete am Campingplatz stapfen. Dort gibt´s erstmal einen Cafe Curtado und eine kalte Cola. URLAUB!
Zurück geht es zunächst wieder an der Küste entlang und dann über La Xara wellig am Montgó entlag. Immer ein wenig hinauf oder runter bis wir wieder in Xabia ankommen. Dann noch ein Stück am Ort entlag und dann gibt´s die letzten Höhenmeter rauf zum Haus! Juhu! Nochmal 6%! Der Anfang für unser Trainingslager war gemacht!
2. Tag: Wind auf dem Bernia – 89km, 1240hm
Jo, Sturmwarnung. Das ist ja wie zuhause am Deich. Nur mit 20 Grad mehr. Sonnenschein und Wind. Ich bin dabei! Wir suchen uns den ersten kleinen größeren Hügel aus. Ab zum Bernia-Pass. Zunächst wieder 19% rauf, runter, nach Xabia, diesmal erst am Montgó auf der CV 735 entlang bis nach Jesus Pobre und dann über Gata de Gorgos ins Jalon-Tal auf der CV 748. Die geht immer ein wenig rauf (im Schnitt 2%) und hat einen etwas hubbeligen Asphalt. Als Abfahrt daher nicht so geeignet, oder als kostenlos Massage während der Abfahrt.
Dann geht´s nach Xalo runter und rein in den Anstieg auf den Bernia. 10 Kilometer, gut zu fahren, im Durchschnitt 4%. Sehr verkehrsarm, da kein CV und auch keine Zubringerstraße zu einem Ort. Jeder Kilometer ist mit Höhenangabe und Entfernung beschriftet. Die ersten 5 Kilometer mit 6% durch wunderbare Landschaft und Mandelplantagen, dann ein flacher Pausenkilometer und dann nochmal 4 Kilometer mit 6% – 8%. Sehr gut zu fahren und meiner Meinung nach der entspannteste Hügel! Oben gibt´s außer einem Pass-Schild (630m üNN) nicht viel, aber eine tolle Aussicht auf das Bernia-Massiv gegenüber mit über 1000m üNN. Danach folgt die Abfahrt bis nach Benissa runter. Diese ist zunächst auf 2km eher steil (9%) und danach flacher, ideal zum rollen lassen. Der Asphalt ist mittelgut und teilweise ruckelig, weil löchrig. Aber der Ausblick auf Calpe mit seinen häßlich schönen Hochhäusern ist super!
Wir hatten zu kämpfen mit dem Wind! Manche Ecke war so windig, dass wir alles auf´s Pedal brachten, was wir hatten und in einer Kurve brachte uns der Gegenwind abbrupt zum Stillstand. Peeling mit aufgewirbeltem Sand inklusive. Hui! War wohl doch das Wellness-Trainingslager.
Das eine (?) Restaurant am Bernia hat nur am Wochenende offen und so rollten wir bis nach Benissa rein für einen Snack. Der erste Supermarkt war unserer und wir gönnten uns Snacks, Fanta & Cola. Der Snackbereich im Supermarkt (Mercadona) hat eine Mikrowelle, Sitzgelegenheiten und war sehr ordentlich. Eine gute Pause. Wenn auch kein frischer Cafe Curtado, immerhin lecker gefüllte Laugentasche.
Den Rest pedalierten wir locker über Benissa, Teulada und Benitatxell zurück. Leider ein Stück auf einer Nationalstraße, die hat aber immerhin einen breiten Randstreifen!
Und dann noch noch 6km zum Haus hoch! Tag zwei im Trainingslager läuft! Die Sonne scheint, der Wind weht und die After-Ride-Tortilla schmeckt!
3. Tag: Ab nach Moraira – 70km, 970hm
Der Tag beginnt erneut mit Sonnenschein, Gutwetterwolken und einem Kaffee auf der Dachterasse. Wir schauen nochmal im Radladen vorbei und machen uns dann auf eine entspannte Tour nach Moraira auf den Weg. Zunächst wieder nach Teulada und dann runter an die Küste auf der CV741 und der CV 745, die eine tolle Abfahrt nach Moraira runter bereit hält. Neuer Asphalt und der Ausblick auf einen Cafe Curtado am Meer lassen uns fix runter rollen und schon sitzen wir im Cafe.
Es ist wie im Urlaub! Sonnenschein, eine leichte Brise, Cafe Curtado und eine leckere Tortilla.
Dann geht es weiter nach Benitatxell. Zunächst mit entspannten 2%, die jedoch Richtung Benitatxell mehr werden und in knackigen 9% münden. Da müssen wir die gefutterten Tortiallas hochschleppen!
Und dann geht´s ja auch nochmal wieder zum Haus hoch… Kurz vor´m Ziel machen wir einen spontanen Abstecher zur Granadellabucht. Die Badebucht im Sommer ist Anfang März eher noch verschlafen und so träumen wir vor uns am Strand hin während die Sonne langsam untergeht. Kitschalarm!
Zurück geht es natürlich wieder bergauf. War ja klar! Aber dann auch nochmal mit 19% bergab zum Haus. Ich freue mich über die Scheibenbremsen am Tarmac.
4. Tag: Bergauf auf den Coll de Rates – 121km, 1671hm
Wir haben uns allmählich akklimatisiert. Zeit für eine große Runde!
Wir gucken uns den Coll de Rates aus und eine extra Schleife über Castell de Castells. Zu Beginn geht es die „übliche“ Strecke. Xabia – CV735 – Jesus Pobre – Gata de Gorgos und dann weiter nach Pedreguer. Von dort geht es zum Vorheizen schon mal das Tal Llosa de Camacho rauf (6km), immerhin auch teilweise mit 6%. Aber es geht auch wieder runter, das ist ja das schöne an den Hügeln.
Von Parcent geht es dann auf den Coll de Rates, immerhin ein Berg, der bei der Vuelta schon mehrfach dabei war und schnucklige 8km mit 6% – 8% bereit hält. Wir treten den BErg hoch. Die Straße lässt sich gut fahren, aber es geht auch lange bergauf. Irgendwann sind die leichteren Gänge aufgebraucht. Wir pedalieren in leichten Gang immer weiter. IRgednwann ist der Berg sicher erklommen. Den 2. Gang am Rad tauft Anke Nudelgang.
Im Nudelgang komm´ wir alle an.
Oben gibt es dann die Belohnung mit einem Apfelstrudel und einer wunderbaren Aussicht bis aufs Meer, die Täler und den Weg, den wir schon hinter uns haben! WOW!
Danach kommt es aber nochmal ordentlich. Richtung Tarbena geht es weiter bergauf, auch wenn es hinter dem Coll de Rates zunächst belohnend ein bisschen bergab geht. Wir biegen jedoch vor Tarbena rechts ab zum Hügel de Sa Creueta.
Dort geht es wieder auf 6km sehr verkehrsarm 3% – 13% berauf. Nochmal eine echt Kraftprobe aber eine wunderschöne Straße, die der schönste (bergauf) Abschnitt der Runde ist. Am Kulminationspunkt de Sa Creueta machen wir das obligatorische Pass-Bild.
Danach geht es nach Castell de Castells runter. Und zwar ordentlich. Im Mittel gut zum rollen, aber auf einingen Haarnadelkurven mit 18% bergab. Unterlenker und genaues Bremsen lassen sich hier ideal üben!
Von Castell de Castells geht es auf der CV720 traumhaft lange bergab. Immer mit 2%, einer breiten sehr verkehrsarmen Straße rollert es sich perfekt. Die eigene Aeroposition kann getestet und optimiert werden. Ein purer Genuss!
Bis zum ersten (und einzigen!) Platten der Tour. Der ist fix repariert und weiter geht´s. Die Rücktour kennen wir schon, geht es doch durch Xalo wieder nach Benissa und dann über Benitatxell zum Haus hinauf. Was für eine Tour!
5. Tag: Granadellabucht zum Beine baumeln lassen – 13km, 269hm
Ruhetag!
Heute mal nur kurz. Wir bummeln über den Markt in Javea und verbringen den Tag essend mit Tortilla, Knabbernüssen, Erdbeeren, Flan und Käsekuchen. Nachmittags machen wir einen Sundowner-Abstecher in die Granadellabucht.
6. Tag: Coll de La Garga – Coll de Kack – 102km, 1252hm
Der sechste Tag in der spanischen Sonne beginnt erneut mit Sonnenaufgang über dem Meer und einem guten Kaffee. Wir haben uns ein Sahneschnittchen rausgesucht. Die sog. Irrenhausrunde und der Name sollte Programm sein. Die Runde hat ihren Namen von einem Sanatorium, das für Leprakranke errichtet wurde. Es ist immernoch in Betrieb, jedoch leben dort nur noch wenige Menschen. Mehr dazu im verlinken Artikel aus Wikipedia.
Die Wettervorhersage verspricht etwas weniger Sonne und die eine oder andere Wolke. Vielleicht ganz ideal für eine anstregende Runde.
Wie üblich geht es Richtung Xabia, weiter nach Pedreguer und dann nach Orba weiter. Dort pustet uns der Wind schon kräftig ins Gesicht, die eine oder andere Wolke macht es eher schattig. In Verbindung mit den leichten Hügeln bis nach Orba sind wir schon ziemlich durchgenudelt, als wir in Orba ankommen. Weil dort ein nettes, britisches Cafe direkt an der Straße liegt, stoppen wir erstmal. Mitten im Segment. Die Zeit haben wir versemmelt. 40 Minuten im Segment pausiert. Die Zeit ist dahin, aber der Cafe ist gut, Tortilla und Toast ebenso! Dass es auch selbstgemachten Kuchen gibt, sehen wir leider erst bei Abfahrt und dann geht es auch schon bergauf.
Beim nächsten Mal: Erst den Kuchen essen!
Von Orba aus geht es auf einer kleinen Straße bergauf Richtung Campell, eher locker mit 4% – 5% schlängelt sich die Straße im Schatten des Gebirgszugs dahin. Es wird zunehmend steiler. Weiter rauf nach Fleix. Und dann noch mehr rauf nach Benimaurell. Da ist die 19% Rampe direkt im Ort. Warum sich hier die Mauren bis zuletzt verschanzt hielten ist mir schlagartig klar. Hier kommt man nicht mal eben so hoch… Wer ausklickt ist raus. Ich gucke kurz wo ich abbiegen muss. Und muss dann ausklicken. Walk of Shame bis es flacher wird.
Hinter Benimaurell wird die Straße kleiner. Fast schon zum Wirtschaftsweg und einspurig geht es durch die Mandelbäume durch hoch auf den Coll de La Garga. Und es wird noch steiler. Der letzte Abschnitt (1-2km?) sind auf Quäldich.de gar nicht mehr kategorisiert. Das ist wohl eher anstregend? Ich nenne den Berg nur noch Coll de la Gaga. Anke nennt ihn Coll de Kack. War auch mies da hoch. Und schattig und doch windig mit Wind von vorne.
Oben belohnt uns das Cafe mit Käsekuchen und Brownie. Endlich Kuchen!
Die Abfahrt ist spektakulär. Auf der Carretera de l´Águilla geht es in Serpentinen durch die Olivenbäume runter. Es ist frisch. Ich hab zu wenig an und friere. Mehr bremsen, weil kalt. Aber so schön! Mit jeder Kurve bergab wird es ein wenig wärmer.
Und die letzten Meter geht es auf Beton durch ein (derzeit) trockenes Flussbett. Definitv eine Tour, die nur bei Trockenheit geht. Sonst muss man die ganzen Serpentinen wieder rauf, weil unten die Ausfahrt durch den Riu Gorgos überschwemmt ist.
Die Retoure kennen wir schon, zurück durch das Jalon Tag (siehe oben, ruckelige Abfahrt) nach Gata de Gorgos. Dort geht der direkte Weg nach Xabia auf der CV 734. Eigentlich ist da grad Baustelle und wir haben versucht die zu vermeiden. Auch weil dort eher viel Verkehr herrscht. Es fängt an zu tröpfeln. Wir werfen unsere Bedenken über Bord und wollen nur noch nach Hause.
Ich mache den Windbreaker und liefere 8km mit 30-32km/h vorne ab! Schnell nach Hause, die Tortilla lockt! Persönliche Bestzeit hoch zum Haus. Immerhin war ich nach 95km gut warmgefahren ;-)…
7. Tag: Bernia, die 2. ohne Wind – 87km, 1173hm
Am 7. Tag machen wir noch eine Runde über den Bernia. Die kommt mir vor wie die flachste Runde am Deich nach der Treterei von gestern. Snacks aus m Supermarkt, Sonnenschein etwas Rückenwind am Bernia. Abfahrt mit unendlichem Klönen. So geht Trainingslager.
8. Tag: Sonnschein, blühende Orangen und Strand – 101km, 902hm
Der letzte Tag im Sonnenschein beginnt. Wir gönnen uns eine lockere Runde über Jesus Pobre, Pedreguer nach Benidoleig. Dorts gibt´s erstmal einen Cafe Curtado und eine Cola. Leider keinen Kuchen. Aber Rotwein wäre im Angebot.
Hinter Benidoleig biegen wir rechts ab und fahren durch die Orangenplantagen nach Sagra. Orangen frisch vom Baum sind eine perfekte Erfrischung bevor von zwischen Sagra und Pego nochmal ein wenig wellig ist. Abfahrt nach Pego und dann ballern wir im 4er Zug durch das platte Schwemmland bis an die Küste. YEAH!
Unverhofft purzeln wir an die Kreuzung mit der Nationalstraße 332. Da wir auf der nicht fahren wollen, entschließen wir uns dazu kurzerhand das Rad über die Leitplanke zu tragen und gegenüber direkt weiter auf den Strand zuzufahren. Bis zur Cafete von Tag 1.
Cafe Curtado – Bocadillo.
Retoure geht es an der Küste entlang, flach, etwas Rückenwind bis nach Denia rein. Von dort nochmal bergauf mit 6% auf das Cap de Sant Antonio. Nochmal kräftig treten bis zum Nudelgang. Denn mit Nudelgang komm´wir alle an!
Das war das Women Costa Blanca Boot Camp 2020.
Ich bin unglaublich dankbar und froh, dass wir eine so tolle Zeit hatten, so viele Kilometer gemacht haben einen Everest bergauf gemacht haben, so viel Sonne hatten und so gutes Essen. Und noch so vieles mehr!
Und gleichzeitig tut es mir sehr Leid für all die radbegeisterten, die ihr Trainingslager dieses Jahr nicht machen konnten. Offenbar haben wir die letzte Woche unbeschwerten Radelns erwischt. Um so dankbarer bin ich dafür!
Vielen Dank an die Mitreisenden, die den Urlaub zu dem gemacht haben, der er war. PHANTASTISCH!