200km Winterbrevet in Hamburg – Hühnersuppe und Pressholzplatten

Die Sonne kam dann doch noch zum Winterbrevet

Lena im August: Die nächsten 12 Monate mache ich keine Veranstaltung mit Zeitlimit!

Lena im November: Oh, guck mal! Brevettermine! Am 28.12. ist Winterbrevet! Da melde ich mich an!

Keine 3 Monate nach der obigen vollmundigen Aussage, erstmal keine Veranstaltungen mit Zeitlimit zu machen, war ich also wieder für einen Brevet angemeldet. Stumpf ist Trumpf hat schon Dendemann getextet und ich glaube schlauer werde ich mit dem Radfahren nicht mehr.

„Ist ne Scheißidee – aber ne Gute.“ – Randonneur

Winterbrevet in Hamburg

Was erwartet mich da also? Nunja, der Titel verrät es bereits. Vorwiegend Winter und Brevet. Sicherlich auch nicht die beste Kombination, träumen wir doch alle vom warmen Sonnenschein, einem lauen Schiebelüftchen und einer entspannten Runde mit dem Rad zur Eisbude. Stattdessen:

  • Dunkelheit, der kürzeste Tag des Jahres war ja gerade erst.
  • Wettervorhersage mit dauerhaft Temperaturen unter Null Grad
  • Radfahren, den ganzen Tag!

Aber ich hatte auch Bock! Welcome back Brevetfamily! All die lieben Bekloppten, die sich wenige Tage nach Weihnachten aufs Rad schwingen und den ganzen Tag radeln wollen. Auf die freute ich mich! Es ging also früh los.

Brevettime – Fuel: Kaffee und Croissants

Noch vor dem Start gibt´s n gutes Schokocroissant bei Bäckerei Caglar in Rotenburgsort, wo auch dieser Winterbrevet startet. Von dort geht es auf bekannten Wegen aus der Stadt raus bis über die Süderelbbrücke. Einige Brummis hupen uns von der Autobahn nebenan an, ich vermute, die verstehen nicht so ganz, was wir da machen, finden es aber irgendwie gut. Ich finde es auch gut. Das Tempo ist entspannt, alle fahren zusammen, die Luft weht frisch um die Nase und am Horizont wird es langsam heller.

Die ersten Kilometer vergehen gut, erwartungsgemäß zerfasert sich die Gruppe von 40 (?) Randonneuren etwas und ich rolle bald mit Anke zu zweit durch die aufgehende Sonne. Raureif hängt auf den Feldern, ein wenig Nebel dazu, die Straße ist meist trocken oder gestreut. Es läuft also. Kurzer Stopp am Baustellen-Dixi und dann sind wir auch schon an der ersten Kontrolle. Outdoor an einer Garage kassieren wir den Stempel und freuen uns über leckere Franzbrötchen! Selbstgemacht und mit Pudding! Doppeltlecker und voller neuer Energie! Ich nehm noch eins! Meine Füße sind langsam am Gefrierpunkt angekommen und ich klebe mir die selbstwärmenden Einlagen in die Schuhe. Damit sollte es besser werden.

Kurze Pause nach 60 Km Winterbrevet in der Kälte

Halbzeit = Mittagspause!

Die Outdoorkontrolle veranlasst uns zum zügigen Weiterrollen! Next Stop: Halbzeit! Durch Lüneburg durch radeln wir in kleiner Gruppe Richtung Schwarnebeck und Elbe zurück um dann bei Lauenburg über die Elbe zu kreuzen. Wegen einer dringend nötigen Bio-Pause verlassen wir die kleine Gruppe, bis zur nächste Station ist es ja nicht mehr so weit. Unter Tempo schwankt zwischen Argh-zu schnell, ich schwitze und Argh-zu langsam, ich friere. Die Sonne küsst uns mittlerweile den Allerwertesten und wärmt tatsächlich ein wenig. Zumindest die Körperstellen, die sie erreicht und wenn kein Wald ist oder Haus im Weg oder doch eine Hochnebelwolke. Also eher nicht so oft. Aber schön sieht´s aus. Dieses Winterbrevet.

Next Stop: Trackende.

Der Garmin zählt zuverlässig die Kilometer bis zur nächsten Kontrolle runter. Raus aus dem nächsten Ort. Das Ortschild verrät, dass es noch 2km bis in den nächsten Ort sind. Der Garmin sagt allerdings, dass es nur noch 1km bis zu nächsten Kontrolle ist. Da stimmt doch was nicht. Der Track endet plötzlich links auf einem Parkplatz vor einem Häusschen. Wo ist die Kontrolle? Wo sind die anderen? Ah, guckmal, da stehen Räder im Garten. Da muss es sein.

Schüchtern stapfen wir in eine Art Gastraum einer Landgaststätte, oder zumindest war dieser Ort das wohl mal? Da sitzen noch mehr Winterbrevetler! An einem der Tische ist noch Platz, zwischen Tannenbaum, vergilbter Gardine und Wohnstubenatmosphäre wärmen wir uns mit der Hühnersuppe auf. Es sieht aus, als ob wir bei jemandem im Wohnzimmer sitzen in einem Waldhaus.

Die Suppe ist gut, die Nudeln geben neue Kraft und zum Nachtisch gibt es handwarmen Kaffee aus Senfkristall. In jedem Fall ein Erlebnis der besonderen Art. Wenn man kein Randonneur auf Durchreise ist, kann man in diesem Gasthaus aber nicht essen gehen, oder?!

Deftige Hühnersuppe mit Nudeln gibt neue Kraft für den Winterbrevet

Keine Zeit mit Rumdödeln draußen verschwenden, es ist noch Strecke da und wärmer scheint es nicht zu werden. Los also! Ab nach Mölln zur nächsten Kontrolle!

Winterbrevet: Mein Leben auf der Tankstelle

Anke und ich fahren zwei Jungs aus der Gaststätte weiter. Nach Mölln sind es „nur“ irgendwas mit 35/40 Kilometern, aber nach der Pause komme ich nur mühsam wieder in Gang. Es zieht sich. Wie Kaugummi am Schuh. Der Weinterbrevet führt uns nochmal am Elbe-Seite-Kanal entlang und vorbei an Güster, einmal laufen lassen, bergab nach Göttin! Und dann etliche Kilometer geradeaus an der Motorcrosstrecke vorbei, wo doch gerade noch Klappradcross war! Von dort ist es nicht mehr weit bis nach Mölln rein. Nochmal zweimal links und schon rollen wir auf die Tankstelle im Mölln! Endlich wieder heißer Kaffee und Criossants!

Und nochmal Tankstelle

Vorletzter Abschnitt! Nun ist es nicht mehr weit, aber irgendwie doch. Es geht nach Geesthacht. Talkau, Schwarzenbek, bekannte Gefilde und es bleibt kalt. Die Sonne nähert sich allmählich dem Horizont und meine Kerntemperatur nähert sich der Außentemperatur. Möglichweise wird es doch noch frisch draußen werden…

Zack, rechts, nächste Tankstelle. Kaffee und Franzbrötchen bitte! Und einen Eistee! Wegen dem Sommerfeeling!

Unser 4-er Grüppchen macht es sich in der gemütlichen Sitzecke bequem und wärmt sich kurz auf. Nun geht es nur noch nach Haus. Immerhin noch 35 Kilometer. Also ne Stunde 😉

Winterbrevet mit Pause auf der gemütlichen Tankstelle

Ich freue mich, dass ich doch noch die Regenüberzieher für die Hände eingepackt hab und die Regenjacke, denn schon wie bei PBP rettet mir das Equipment nun den Hintern. Beides wird zwar zum Schwitzzelt, aber dafür ist es absolut winddicht und ich kühle nicht weiter aus. Kalt bleibt es irgendwie trotzdem. Naja, nun gibt es nur noch diesem Weg nach Hause! Weiterfahren!

Ich lenke mich ab und überlege, was ich im Ziel essen möchte…Vielleicht noch ne Hühnersuppe? Oder ein Franzbrötchen? Oder ein Croissant? (Spoiler: Es wird ne Portion Pommes).

Ende gut, Pommes gut.

Nochmal am Deich entlang, über die Brücken, am Olympiastützpunkt vorbei und nochmal nach KALTEhofe. Wie oft ich hier schon war, weiß ich gar nicht mehr. Mir langt´s, passt, weil wir sind dann auch mal im Ziel! Und erfreulicherweise ist es im Restaurant Chaplin warm, es gibt Pommes und ne Cola, müffenlnde Radler sind willkommen und wir haben es geschafft! Fertig. Das war Winterbrevet. Mit Winter und Brevet.

Und nun wirklich mal keine Veranstaltungen mit Zeitlimit mehr! Wirklich!

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