Vätternrundan 2018 – 300km happy Sverige
Hui, Eindrücke über Eindrücke, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll…Die Vätternrundan 2018 kündigte sich mit großen Schritten an, bereits im August 2017.
Nachdem wir 2017 zum zweiten Mal dabei waren und mir im Anschluss viele begeisterte Gesichter begegneten, die ich zusammenfasse mit: „Tolle Sache, aber ich würde das nicht schaffen…“ dachte ich bei jedem Kommentar und manchem sagte ich es auch:
„Doch, das schaffst du! Wer 100km fahren kann, schafft das locker!“
Ich fasste die Idee mehr Menschen davon zu überzeugen, dass sie die Strecke schaffen.
Für Eilige: der Überblick zu den Stationen
Überblick
- Ödeshög KM 47
- Ölmstad KM 83
- Jönköping KM 104
- Fagerhult KM 133, Hjo KM 171
- Karlsborg KM 204
- Boviken KM 225
- Hammarsundet KM 257
- Medevi KM 274
- Motala KM 300
Eine Idee war geboren, die RadCrew Hamburg fährt zur Vätternrundan 2018!
Die nächsten Monate waren spannend, unsere Gruppe wuchs (schlussendlich waren wir knapp 20 !) und damit wuchs die Aufregung. Diese gipfelte schon lange vor dem Winter 2017, denn im Oktober ging es darum überhaupt Startplätze zu bekommen!
In einem mehrstufen Anmelde- und Registrierungsprozess drückte ich final um Punkt 19:00 an einem Abend im Oktober die Anmeldetaste und 19 Angemeldete drückten die Daumen! Wenige Stunden später die erlösende Email: Wir waren dabei! Mit unserer gewünschten Startzeit 02:34 Samstagmorgen! Es konnte losgehen!
Es folgten: Vorbereitungstreffen, Trainingsausfahrten, Tech-talk zu Ausrüstung, Verpflegung, Strecke, Anreise und allem was dazu gehört. Die Aufregung wuchs und so machten wir uns einige Tage vor der Vätternrundan auf den Weg nach Schweden!
Die Anreise – wie kommen wir zur Vätternrundan 2018?
Die Konzepte der Anreise waren so unterschiedlich wie die Starter bei der Vätternrundan, denn hier steht halb Schweden an der Startlinie. Wir entschieden uns diesesmal für die Zelt-Variante mit Aufenthalt in Rassnäs, einem vorübergehend eingerichteten Campingplatz in Motala direkt am Vätternsee.
Mit dem Auto machten wir uns am Mittwochmorgen auf den Weg. Hamburg-Lübeck-Puttgarden-Fähre-Rödby-Öresundbrücke-Malmö-Helsingborg-und ab ins Landesinnere zum Vätternsee! Hier fängt Schweden so richtig an. Endlose Wälder, wenig Verkehr, viel Wasser und ein ganz schön langes Stück noch Autofahren.
Dann kommt plötzlich der See ins Bild, in Jönköping (unter anderem eine Verpflegungsstation auf der Runde um den See) öffnet sich plötzlich der Wald und da liegt der See. Die Autobahn geht direkt am See entlang und eine gute Stunde später kommen wir in Motala, dem Startort der Vätternrundan an.
Der gesamte Ort ist auf Radfahren eingeschworen, am Wochenende zuvor finden die „kürzeren“ Runden am See entlang statt, es gibt MTB Runden, Runden für Kinder und viel Programm am Wasser. Wer es einplanen kann, sollte sich einige Tage für das Spektakel in Motala gönnen!
Höhepunkt eines tollen Urlaubs in Motala
So hatten wir es dieses mal vor. Bei bestem Wetter entspannten wir am See bis in den kommenden Tagen der Rest unserer Crew anreiste. Auf dem Campingplatz in Rassnäs ist es am Tag vor der Vätternrundan wie in einem Bienenstock. Überall herrscht freudig-aufgeregte Stimmung, Caravans, Wohnmobile, Zelte, Anhänger und Autos kommen und jeder schlägt sein Lager auf.
Alle verbindet die Leidenschaft für eine lange Radfahrt um einen schönen (und großen) See! Mit der Startzeit um 02:34 in der Nacht von Freitag auf Samstag lagen wir weiter hinten als bei unseren anderen beiden Starts und ich versprach mir davon, dass wir vorher noch ein wenig schlafen konnten und ein halbwegs normaler Biorythmus erhalten blieb, abgesehen von der verkürzten Zeit in Dunkelheit!
Wir würden sehen, ob meine Rechnung aufging.
01:25 Uhr, der Wecker klingelte, aus dem Tiefschlaf gerissen, schlüpfte ich in meine Radklamotten, Armlinge und Knielinge für das doch etwas frische Wetter, nass sollte es wahrscheinlich nicht werden, eine Waffel ersetze sowas wie Frühstück und schon rollten wir mit der Crew nach Motala rein.
4 km in der Dämmerung, dank der kurzen schwedischen Nächte konnten wir relativ gut gucken und wenig später standen wir vor unserer Startbox!
Dort stand unsere Zeit 02:34 Uhr!
Rein in die Box und schon ging es los auf die Strecke! Begleitet von einem Motorrad schlängelten wir uns aus dem Ort, über den Göta-Kanal und in die Dämmerung! In unserer Startgruppe waren circa 60 Starter und ich verlor schnell den Überblick wer wo war… 2-3 Kreisverkehre später hatte sich das Feld entzerrt und wir rollten durch die (erstaunlich warme) Nacht.
Licht war eigentlich nicht mehr nötig, der wolkenfreie Himmel verschluckte die letzten Sterne. Es lief! Sogar ziemlich zügig, nach einigen Wellen zog das Tempo etwas an, ich ließ mich mitreissen und wechselte das Kettenblatt vorne. Kette rechts dachte ich und wollte hinterher. Kurzes Rattern im Antrieb. Kette links…Hm, nochmal schalten, wieder Kette links…
Ödeshög 47km Trittfrequenztraining
Ich warf einen kritischen Blick auf den Umwerfer, der bei der gestrigen Testfahrt noch brav seine Dienste verrichtet hatte. Mit den neuen Zügen fühlte sich die Schaltung gestern super an, heute ging nix mehr? Sehr merkwürdig… Anhalten wollte ich nicht, dann würden es eben bis zur nächsten Kontrolle nicht ganz so schnelle Kilometer in kleinen Gängen werden.
Ich dengelte wie eine Nähmaschine mit Trittfrequenzen jenseits der 110 durch Schweden… Kalt würde mir nicht werden… Bis zur ersten Station in ÖDESHÖG waren es 47 Kilometer, dort klemmte mir der freundliche Service-Techniker meinen Schaltzug wieder fest. Ich hatte wieder alle Gänge und warmgefahren war ich auch!
Ein kurzer Stop für Blaubeersuppe, eine salzige Gurke und ein Gewürzbbrötchen und weiter ging´s. Den Rest meiner Crew hatte ich durch mein Schalt-Intermezzo aus den Augen verloren, aber ich würde Sie schon wieder finden! Und genügend Mitfahrer waren ohnhin überall!
Ölmstad KM 83
Ab zur nächsten Station ÖLMSTAD KM 83! Bis dahin ging schon die Sonne auf, für mich der schönste Moment. Inmitten von Radbegeisterten, mit Blick auf den See und der aufgehenden Sonne! Ganz wunderbar! Auf der Strecke ist quasi halb Schweden, Frauen auf ihren (so scheint es) Einkaufsrädern, Männer auf Trekkingrädern und umgekehrt, sportive Gruppen daneben und alle stellen sich der vermutlich größten Herausforderung des Jahres.
Auf der Strecke herrscht eine derartige Begeisterung, dass ich vollkommen vergaß wieviele Kilometer es schon waren und wieviele noch kommen. Zack. Nächste Station! Blaubeersuppe gegen die frischer gewordene Dämmerung und auf ging es schon wieder zur nächsten Station in JÖNKÖPING KM 104 wo es warmes Essen gab!
Jönköping KM 104
Endlich traf ich einen Teil der Gruppe wieder, wir stärkten uns mit Köttbullar, Kartoffelbrei und Salzgurken und hatten den südlichsten Punkt des Sees erreicht. Nun ging es auf die Westseite des Sees, ich finde diesen Abschnitt am schönsten! Leider mussten wir mit gut gefüllten Mägen 1-2 kleine Rampen hoch, die einer Schwedin neben mir wilde Beschimpfungen entlockten.
Nachdem sie verstand, dass ich sie nicht verstand, verfluchte sie die Rampen nochmal und nicht minder wild auf Englisch, außerst amüsant! Nun schlängelte sich die Strecke durch Wald, war doch die östliche Seite des Sees auch mit Wiesen bestückt, war hier nun „echtes“ Schweden. Wälder, etwas wellig, guter Asphalt und immer wieder Gruppen um mich und uns herum, die sichtlich Spaß auf der Strecke hatten.
Immer wieder, im Grund genommen ziemlich oft, saßen mitten im Wald an den Böschungen entlang der Strecke Schwedinnen und Schweden, picknickten und
feuerten die Radler mit einer Begeisterung an, die alle gefahrenen Kilometer vergessen lässt!
Fagerhult KM 133, Hjo KM 171
FAGERHULT KM 133 versorgte uns erneut mit Blaubeersuppe und einer salzigen Gurke. Die schmeckt auch viel besser als Salzsticks oder Elektrolytgetränke! Von Fagerhult ging es ziemlich flach weiter bis nach HJO KM 171 und dort gab es schon wieder warmes Essen! Leckere Lasagne in einem Park mit zwei meiner liebsten Mitfahrer waren wie ein Kilometer-Nullen! Mehr als die Hälfte hatten wir schon! Es schien die Sonne, war nicht zu warm, idealste Bedingungen für weitere 130km Radfahren!
Karlsborg KM 204
Nächste Station: KARLSBORG KM 204, ein altes Fort direkt am Wasser, meiner Meinung nach die schönste Station! Gelegentliche Show-Kanonenschüsse hindern die Rastenden am Einschlafen, möglichweise gehört dies zum Programm?
Wir machten eine kleine Pause mit Blick auf den See bei Kaffee und Gewürzbrötchen, schmeckt gedippt übrigens noch leckerer! Von hier waren ein keine 100km mehr,
die Restdistanz war zweistellig.
Ich fühlte mal in mich hinein, wie die Systeme so liefen, alles auf Grün, ich war selbst ein wenig überrascht, kein Zwicken, nur wenige ermüdete Muskeln und nun war es nicht mehr weit! Ich nahm mir vor noch mehr der Strecke zu genießen, schließlich war es fast schon wieder vorbei ;-).
Boviken KM 225
Auf dem nächsten Abschnitt nach BOVIKEN KM 225 schob uns ein wenig der Wind aus Südwest, wir kamen weiter gut voran! Ich knipste ein paar Fotos und erhoffte mir einen Elch entlang der Straße, der war vermutlich aber heute woanders…Schade…
In Boviken traf ich einen Teil der Crew wieder, wir beschlossen zusammen zu fahren und gemeinsam mit drei Mädels vom GRLPCK fuhren wir ziemlich zügig weiter. Abwechselnd kreiselten wir mit 35-36km/h, was für ein Ritt, ich hatte bisher einen 27er Schnitt auf 200km hingelegt!
Hammarsundet KM 257
Ich kündigte bereits an, dass ich vor der nächsten Station in HAMMARSUNDET KM 257 auf der Brücke am nördlichsten Stück anhalten würde um ein paar Fotos zu machen! Große Empfehlung! Ich hielt zwar auf der eher großen Strasse aber der Blick ist grandios!
Über den See auf beiden Seiten! Die darauffolgende Station direkt hinter der Brücke hielt einen heißen Kaffee für mich bereit. Nun kam nur noch eine Station zu der wir uns aufmachten!
Medevi KM 274
Bis nach MEDEVI KM 274 waren es nicht mehr allzuviele Kilometer! Dort angekommen stellten wir uns erstmal bei der Massage an. Timon ließ sich ausgiebig den Nacken und Schulterbereich massieren, ich entspannte in der Sonne! Herrlichst! Wir hatten es beinah geschafft, die Sonne schien, es hatte nicht geregnet, war nicht zu warm und nun ging es nur noch zurück nach Motala!
„Bedauerlicherweise“ schlängelt sich die Strecke nun immer wieder über kleine Wirtschaftswege und Straßen, immernochmal rechts obwohl es doch geradeaus direkt nach Motala geht…
Belohnung ist nochmal ein toller Ausblick auf den See über Wiesen und von kleinen Hügeln runter durch den Wald. Ein schöner Abschnitt und dann kamen wir nach Motala rein, wir waren da!
Motala KM 300
Im Ziel! Wir hatten alle Kilometer gefahren! Und die meisten unserer Gruppe waren auch schon im Ziel! WOW! Ich bin nach wie vor beeindruckt von eurer Leistung!
Alle hatten die Strecke super absolviert! Keine Stürze, keine Platten nur ein kleiner mechanischer Defekt bei mir und auch noch gutes Wetter!
Fazit
Ein großes Lob ebenfalls an die Veranstalter, die (mal wieder) eine tolle Veranstaltung auf die Bein gestellt haben, eine logistische Meisterleistung, all das Essen, die Stationen, Servicemechaniker auf der Strecke in Shuttlefahrzeugen und mit Busservice für diejenigen, die ihre Runde um den See leider nicht finishen können.
Überall ist eine wahnsinnig tolle Atmosphäre, alle Helfer tragen ihr freundlichstes Lächeln und freuen sich über jeden, der auf der Strecke ist. Das macht für mich den Charme der Veranstaltung aus und trägt viele Starter über die Strecke! Schweden feuern alle auf der Strecke an, am Rand wird gegrillt, gefrühstückt oder ein Glas Sekt genossen, alle (Teilnehmer und Zuschauer) haben eine gute Zeit!
Schweden, vielen Dank dafür!
Und auch ein ganz großer Dank an alle Starterinnen und Starter der RadCrew, ihr habt großes geleistet und das mit einem Lächeln im Gesicht!
VIELEN DANK!
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